Eine schwierige Situation
Nicht nur Heimweh und Laptop-Probleme galt es im ersten Jahr zu meistern.
Juan Pablo
Im Laufe des ersten Studienjahrs war ich mehrmals in Situationen, in denen ich nicht genau wusste, wie ich unter den Umständen vorgehen sollte. Beispiele dafür sind das Feedback, das ich zu Entwürfen bekomme, und das manchmal die Arbeit von mehreren Wochen verwirft, sowie die eine Mahnung, die ich erhalten habe, weil ich im Studienalltag komplett vergessen habe, dass ich jedes Semester meine Studienbescheinigung im Studierendenwerk nachreichen muss und die technischen Probleme meines Laptops kurz vor einer Abgabe.
Jedoch bin ich gerade in einer noch stressigeren Situation, für die ich aber eine mögliche Lösung gefunden habe. Es geht um die ziemlich wenige Zeit, die ich für das Lernen zwischen den Entwürfen und Projekten übrig habe. Die Prüfungen sind um die Ecke, und der Inhalt ist sehr umfangreich. Die größte Herausforderung ist, meine Zeit so effektiv zu steuern, dass ich meine Tagesziele erreichen kann.
Als Lösung haben eine Kommilitonin und ich uns überlegt, mindestens eine Stunde jeden Tag zu reservieren, um zusammen üben zu können, auch an Wochenenden. So möchten wir uns gegenseitig zum Üben motivieren und uns gleichzeitig Druck machen. Bis jetzt haben wir es ziemlich gut geschafft, wobei es immer ein bisschen schwer ist, sich zwischen den Endabgaben, die genauso wichtig sind, Zeit zu nehmen. Im Anschluss versuche ich, auch eine zweite Stunde für die theoretischen Themen zu lassen. Das einzige Problem damit ist, dass ich um die Uhrzeit oft zu müde bin, um Begriffe auswendig zu lernen. Trotzdem habe das Gefühl, viel geschafft zu haben, was mich wesentlich beruhigt und motiviert.
Elizabeth
Natürlich war mein erstes Jahr nicht ohne Schwierigkeiten. Aber die schwierigste Situation,
an die ich
mich gewöhnen musste, ist die Tatsache, dass ich meine Heimat vermisse.
Weil es das erste Mal ist, dass ich so lange so weit weg von Singapur bin, habe ich meine Familie und Freunde sehr vermisst. Zum Glück kann ich mithilfe von sozialen Netzwerken immer mit ihnen in Kontakt bleiben. Ich bin auch zufrieden, dass ich nette Freunde in meinem Kurs kennengelernt habe, mit denen ich mich unterhalten kann.
Darüber hinaus vermisse ich das Essen von zu Hause sehr. Hier gibt es nicht so viele Orte, wo ich leckeres und günstiges Essen finden kann, das meinem Lieblingsessen zu Hause ähnlich ist. Glücklicherweise habe ich ein paar asiatische Imbissstände und Supermärkte, die ich regelmäßig besuche, gefunden. Ich habe auch Gewürze und Fertiggerichte aus Singapur mitgebracht, um ein Heimatgefühl zu haben.
Außerdem war ich am Anfang nicht an das Wetter in Deutschland gewöhnt. Während des Winters war mir nicht nur extrem kalt, sondern ich fand es auch viel zu dunkel, wenn die Sonne viel zu früh untergegangen ist. Aber jetzt ist das Wetter viel schöner: Die Tage sind wieder länger und heller geworden.
Insgesamt bin ich der Meinung, dass man die Herausforderungen, in einem anderen Land zu studieren, nicht
vermeiden kann. Trotzdem gibt es Methoden, sie zu
überwinden.
Giorgi
Aller Anfang ist schwer. Der am Studienkolleg FU Berlin war auch keine Ausnahme. Für das Fach Informatik musste ich am Studienkolleg den mit Abstand schwersten Kurs, den Technikkurs, absolvieren, damit mir das Studium an einer deutschen Universität gestattet wird. Student eines Technikkurses zu sein bedeutet, wie der Name schon sagt, sich ständig mit technischen und naturwissenschaftlichen Sachverhalten auseinanderzusetzen. Ich nahm an spannenden aber auch anstrengenden Unterrichtstunden teil, die sich mit der Lösung technischer Probleme in Fächern wie Mathematik, Physik, Informatik oder Chemie befassten. Aufgrund des relativ großen Unterschieds zwischen dem georgischen und deutschen Lernstoff, verfügte ich am Anfang des Jahres nicht über die Grundlagen in manchen Themen, die im Unterricht behandelt wurden.
Dies bedeutete für mich, auf alle anderen Aktivitäten außerhalb des Studienkollegs zu verzichten und stundenlang – sowohl an der Schulbank im Studienkolleg als auch an meinem Schreibtisch zu Hause – zu üben. Besonders aufregend und angsteinflößend wurde es später, als meine ersten Klausuren näher rückten. Mich erfüllte die ständige Angst, dass ich versagen würde. Daraus entstand für mich die Motivation, sogar noch intensiver zu üben. Durch ein anstrengendes aber effizientes Üben habe ich die Klausuren schließlich ausgezeichnet geschrieben und überraschend gute Noten erzielt.
Ich möchte allen sagen, die sich vielleicht irgendwann in meiner Situation befinden sollten, dass eine große Motivation und mühsame Arbeit einem immer dabei helfen werden, alle Ziele zu erreichen.
Nayera
Wenn mich jemand fragt, was für schwierige Situation ich hier in Deutschland erlebt habe, fällt es mir schwer, genau eine Situation zu nennen, denn es ist ein Gefühl, das immer wieder kommt und geht. Dieses Gefühl ist Heimweh: das schlechteste und schwerste Gefühl meiner Meinung nach. Denn Heimat ist nicht nur dein Land, wo du aufgewachsen bist und dein ganzes Leben verbracht hast, sondern deine Familie, Freunde und die Straßen, die du im Schlaf kennst.
„Allein“ in einem anderen Land zu sein, ist auf jeden Fall nicht leicht, nicht nur weil man alles selber machen muss, wie Putzen, Kochen, Einkaufen und so weiter, sondern auch, weil die Unterstützung, die man von seiner Familie ununterbrochen hatte, auf einmal nicht mehr da ist. Auch wenn die Technologie einen großen Fortschritt gemacht hat, und man jetzt überall und wann man will, jeden auf der ganzen Welt anrufen und sehen kann, kann es diese Unterstützung nicht ersetzen.
Man merkt erst, wenn man weg ist, was für eine große Rolle die Familie im Leben spielt. Und wobei ich es vorher auch schon wusste, merkte ich erst jetzt, wie sehr ich sie liebe und in meinem Alltag brauche, auch wenn nicht jeder immer Zeit hat. Nur ihr Dasein gibt mir das Gefühl von Liebe, Unterstützung, Freude und Erleichterung.
Und um dieses Gefühl zu meistern, muss man sich selber motivieren und sich die ganze Zeit beschäftigen, sodass es nicht mehr so viel Zeit für Heimweh gibt. Auch Fotos aufzuhängen und Sachen ins Zimmer zu stellen, die mich an Momente mit meiner Familie erinnern, haben mir geholfen, bis ich mich mehr oder weniger daran gewöhnt hatte.