Moritz hat im Geschichtsunterricht viel über die Wiedervereinigung gelernt.
Was bedeutet die Wiedervereinigung für dich persönlich?
Wir haben im Geschichtsunterricht natürlich viel darüber gelernt, wie es einmal war. Da ist es schon ein gutes Gefühl zu wissen, dass ich ein freies Leben habe. In meinem Freundeskreis wird die Wiedervereinigung als selbstverständlich angesehen. Es kann sich eigentlich keiner mehr vorstellen, wie es damals war. Was geblieben ist sind die Witze über Ossis und Wessis.
Deine Eltern sind in der DDR aufgewachsen. Erzählen sie dir etwas darüber?
Tatsächlich erzählen sie ganz viel. Meine Mutti war zur Wende erst 13 Jahre. Mit ihr unterhalte ich mich weniger über das Politische, sondern mehr über das alltägliche Leben. Wie war es damals in der Schule? Wie war der Alltag mit Freunden? Was hat man damals gemacht? Da denke ich mir oft, das hört sich eigentlich ganz normal an.
Wurde diese Jugendkultur nicht vom Staat eingeschränkt?
Es war sicherlich anfangs nicht erwünscht. Aber der Staat konnte die Breakdance-Kultur nicht mehr aufhalten. Weil die Jugendlichen so begeistert davon waren, hat er Breakdance dann sogar gefördert.
Erzählen deine Großeltern auch Geschichten aus dieser Zeit?
Mein Opa wollte zum Beispiel
Schiffsbau in Rostock studieren, durfte aber nicht. Er hat sich dann für ein anderes Studium entschieden.
Denkst du, sie haben sich mehr Möglichkeiten gewünscht?
Das haben sie so nie gesagt. Aber ich denke, dass sie sicher gern mehr Freiheiten gehabt hätten. Die Menschen haben ja Wege gefunden, an Medien aus dem Westen heranzukommen und einen Blick in die Welt zu werfen. Meine Oma hat immer ganz begeistert von den
Westpaketen mit exotischem Inhalt erzählt. Viele Dinge wie Schokolade aus dem Westen oder auch bestimmte Kleidung waren etwas Besonderes. Als der Trend mit dem Hip Hop kam, wollte mein Papa natürlich auch diese Kleidung. Die war aber in der DDR schwer zu bekommen. Seine Freunde und er haben sich die Anzüge dann einfach selbst genäht. Die Menschen waren sehr erfinderisch.