Hannah kann sich das Leben in einem geteilten Land nicht vorstellen.
Was bedeutet die Wiedervereinigung für dich persönlich?
Meine Eltern sind in der DDR aufgewachsen und meine ganze Familie lebt in Ostdeutschland. Sie sprechen auch immer wieder mal darüber. Ich finde zum Beispiel Grenzkontrollen komisch. Für meine Eltern war das normal. Für mich gibt es nicht so wirklich Grenzen. Ich kann eigentlich überall hin, wo ich hin will.
Erzählen sie dir auch konkrete Geschichten oder waren sie damals vielleicht noch zu jung?
Meine Mutter hat zur
Wendezeit studiert. Mein Vater war 30 Jahre alt. Sie haben schon viel miterlebt. Mein Vater musste seinen
Grundwehrdienst leisten. Wir wohnen in Südthüringen in der Nähe der Grenze zu Bayern. Sie waren gar nicht so weit von allem weg, was im Westen geschah. Sie erzählen manchmal, dass es hier nicht so viel gab, zum Beispiel Obst und dass die Leute viel miteinander getauscht haben.
Kannst du dir vorstellen, wie das Leben in einem geteilten Land war?
Ich kann mir das nicht vorstellen. Es waren alle Deutsche, die aber in zwei ganz unterschiedlichen Ländern lebten. Ich finde, es gibt auch heute noch ein paar Unterschiede. Manchmal gibt es Vorurteile, zum Beispiel, dass die Ostdeutschen mehr zusammenhalten oder die Westdeutschen ihr eigenes Ding machen. Diese Grenze existiert noch immer in manchen Köpfen. Leider.
Sprecht ihr im Freundeskreis darüber?
Ja. Wir sind jetzt alle um die 20 Jahre alt. Einige machen ihre Ausbildung, andere studieren. Es betrifft uns also, wenn wir ins Berufsleben einsteigen. Es gibt welche, die hier in der Gegend wohnen, aber nach Bayern zum Arbeiten gehen, weil sie dort mehr Geld verdienen. Die Wiedervereinigung bleibt ein Thema, weil es immer noch diese Unterschiede gibt.