Der achtjährige Severin hat mehrere Omas und Opas, denn neben seinen leiblichen Großeltern hat er auch eine Leihoma und einen Leihopa.
Leihgroßeltern sind Seniorinnen und Senioren, die mit Kindern anderer Familien Zeit verbringen – wie richtige Großeltern, nur, dass die Leihgroßeltern nicht mit den Kindern
verwandt sind. Weil Severins
leibliche Omas und Opas weit weg wohnen und Severins Eltern
berufstätig sind, passen die Leihgroßeltern regelmäßig auf ihn auf. „Sie sind sehr nett. Und es ist sehr gemütlich mit ihnen“, erzählt er.
Seine Leihoma Gudrun (74) hat vier Kinder und fünf leibliche Enkelkinder. Sein Leihopa Baldur (74) ist der zweite Ehemann der Leihoma. Severins Leihgroßeltern mögen Kinder sehr gerne. Weil ihre eigenen Enkelkinder nun aber schon bald erwachsen sind, wünschten sie sich, noch einmal jüngere Kinder um sich herum zu haben. „Ich mag Kinder sehr gerne und habe ja auch die Zeit und den Platz dazu“, sagt Gudrun. In der Zeitung fand sie eine Anzeige, in der Leihgroßeltern und Leihenkelkinder gesucht wurden. „Liebevoll ausgesuchte Omas und Opas“, versprach die
Vermittlerin Ute Krusch, die selbst vier Enkelkinder hat und weiß, wie schön es ist, Oma zu sein. Auch für Severins Leihgroßeltern ist es eine
erfüllende Aufgabe. Deshalb ließen sie sich einen Enkel vermitteln. Severin ist nun seit ein paar Monaten ihr Leihenkel. „Er war hier nie fremd und hat sich gleich gut mit uns verstanden. Und wir haben ihn umgekehrt auch gleich lieb gewonnen“, erzählt Gudrun.
Severin geht jeden Tag nach der Schule für ein paar Stunden zu seinen Leihgroßeltern. Sein Vater holt ihn dann nach der Arbeit ab. Severin hat Spaß bei seinen Leihgroßeltern. Mit seinem Leihopa übt er manchmal
Schach spielen. „Das kann er schon richtig gut“, sagt Baldur stolz. Severins Leihgroßeltern leben in einem Haus am Rande der Stadt Köln. Das Haus ist Teil einer Mehrgenerationensiedlung, in der junge und alte Menschen zusammenleben. In rund zehn Häusern leben hier Seniorinnen, Senioren und Familien mit Kindern. Alle teilen sich einen Garten und einen hübsch bepflanzten Innenhof. Die Nachbarn haben ein
freundschaftliches Verhältnis zueinander, die Kinder spielen zusammen im Innenhof oder im Garten. „Hier spielt sich das ganze Dorfleben ab. Einmal im Jahr gibt es auch ein Hoffest“, erzählt Severins Leihopa Baldur. Wenn die Sonne scheint, ist Severin am liebsten mit den Leihgroßeltern oder den Nachbarskindern draußen im Garten.