Ein gemeinsames Frühstück, Nachhilfe, Patenschaften: Melisa, Katinka, Jonathan und Lisa von der Walther-Rathenau-Schule in Berlin engagieren sich für Flüchtlinge. Sie unterstützen die Mädchen und Jungen, die in die Willkommensklassen an ihrer Schule gehen.
Melisa: „Manchmal geht’s auch ohne Worte“
Wir haben für die Schülerinnen und Schüler der Willkommensklassen ein gemeinsames Frühstück organisiert. Im Kunstraum haben wir dazu einen riesigen Tisch gedeckt, und es gab verschiedene Spezialitäten zu essen: Buletten, Obstsalat, Bulgur. Am Anfang war es ein bisschen schwer, ins Gespräch zu kommen. Viele waren etwas schüchtern, und ich hatte auch ein bisschen Angst. Vielleicht mögen die einen nicht? Das kann ja auch sein. Aber wenn man auf sie zugegangen ist, waren alle ganz offen. Wir haben uns dann auf Deutsch, Englisch oder mit Händen und Füßen verständigt. Nach dem Frühstück sind wir in den „Park am Gleisdreieck“ gefahren und haben dort Fußball und Basketball gespielt. Da brauchte man gar keine Worte! Alle haben gejubelt, wenn sie ein Tor geschossen haben, alle haben Power gegeben. Das war wirklich ganz toll.
Melisa über das Treffen mit den Schülerinnen und Schülern der Willkommensklassen
Katinka: „Man wird weiser und reifer“
Bei unserem Willkommens-Frühstück habe ich mich mit zwei Mädchen aus Syrien unterhalten. Sie haben mir von ihrer Flucht nach Deutschland erzählt. Sechs Monate lang waren sie zu Fuß unterwegs. Sie haben mir diesen Weg beschrieben, und ich hab meinen Mund gar nicht mehr zugekriegt. Das hat mich sehr berührt und ich finde es gut, dass man an unserer Schule so nah dran ist an solchen Geschichten, so dramatisch das ist. Man wird selber weiser, erfahrener und reifer dadurch.
Das Frühstück, das wir organisiert haben, ist ja nicht so eine große Sache. Eigentlich will ich noch viel mehr helfen. Ich will den Menschen zeigen, wie toll das Leben sein kann. Nur Schmerz und Kummer und Leid mitzukriegen, das darf nicht sein. Gerade Kinder sollen Freude haben im Leben.
Katinka über ihr Gespräch mit den Mädchen aus Syrien
Jonathan: „Wir haben einen Spielplatz gebaut“
Wir bieten den „Willis“ – so nennen wir die Schülerinnen und Schüler der Willkommensklassen – Nachhilfe an. Dreimal die Woche gibt es dafür einen Termin nach der Schule. Wir helfen ihnen bei den Hausaufgaben, wenn sie das möchten. Auch in meiner Kirchengemeinde engagiere ich mich für Flüchtlinge. Wir haben Geld gesammelt und damit einen Spielplatz neben dem Flüchtlingsheim finanziert. Mein Vater ist Landschaftsarchitekt und hat mitgeholfen. Wir haben eine Schaukel und eine Wippe gekauft und alles gemeinsam mit den Bewohnern des Heims aufgebaut. Anschließend haben wir zusammen gegrillt, das war ein ziemlich cooler Tag.
Jonathan über den Bau des Spielplatzes
Ich finde es erschreckend, dass viele Menschen schlecht über Flüchtlinge reden. Was man da teilweise im Internet oder auf Facebook liest, ist richtig krass. Man muss dagegenhalten, wo immer es geht. Das finde ich wichtig.
Lisa: „Ein Mensch, auf den man sich verlassen kann“
Beim Schulfest haben wir Spenden für Flüchtlinge gesammelt. Allzu viel ist zwar nicht zusammengekommen, aber wir haben die Sachen zu Hause sortiert und dann im Flüchtlingsheim abgegeben. Außerdem möchten wir an unserer Schule Patenschaften zu den Jungen und Mädchen der Willkommensklassen aufbauen. Alle sollen einen konkreten Ansprechpartner zu Seite haben, der ihnen bei Fragen weiterhilft. Also eine Person, auf die sie sich verlassen können. Zum Beispiel wenn es darum geht ein Formular auszufüllen oder eine Busfahrkarte zu besorgen, oder wenn es ein Problem mit einem Lehrer gibt.
Ich bin Schulsprecherin und setze mich dafür ein, dass auch die drei Willkommensklassen an unserer Schule Klassensprecher wählen. Bisher gibt es die nicht. Sie können aber helfen, die Interessen der Schülerinnen und Schüler besser zu vertreten.