Vegetarierinnen und Veganer sind noch eine kleine Minderheit, aber die Zahl der Menschen, die sich für eine solche Ernährung entscheiden, wächst.
Im Zuge des Klimawandels
rückt eine nachhaltige Lebensweise immer mehr
in den Fokus. Der weltweite Fleischkonsum ist dabei ein entscheidender Faktor. Obwohl eine fleischlose Ernährung in Deutschland immer populärer wird, nimmt der Fleischverbrauch seit Jahren global zu.
Die intensive Massentierhaltung benötigt viel Platz für den Anbau von Futtermitteln wie Mais und Soja, wofür teils große Flächen von Wäldern abgeholzt werden. Außerdem verbraucht die industrielle Tierhaltung extrem viel Wasser und produziert klimaschädliche Emissionen.
In Deutschland ist der durchschnittliche Fleischkonsum zwar in den letzten Jahren leicht rückläufig, mit knapp 60 Kilogramm Fleisch pro Person pro Jahr aber immer noch sehr hoch. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt, maximal 600 Gramm Fleisch pro Woche zu verzehren. Das entspricht in etwa der Hälfte des aktuellen Fleischverbrauchs. Eine solche Reduzierung würde sich nicht nur positiv auf das Klima und das Tierwohl, sondern auch auf die Gesundheit auswirken. Ein übermäßiger Fleischkonsum kann Volkskrankheiten wie Übergewicht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder hohen Blutdruck begünstigen.
Es gibt viele Wege, sich gesund und nachhaltig zu ernähren, zum Beispiel durch einen bewussten Konsum von qualitativ hochwertig produziertem Fleisch aus artgerechter Tierhaltung. Vegetariern und Veganern reicht das nicht. Das Institut für Demoskopie Allensbach hat ermittelt, dass es in Deutschland unter den über 14-Jährigen circa 6,5 Millionen Vegetarier und etwas über eine Million Veganer gibt.
Vor allem jüngere Menschen verzichten zunehmend auf Fleisch bzw. tierische Produkte. Bei der Befragung für den Fleischatlas 2020 der Heinrich-Böll-Stiftung gaben 10,4 Prozent der 15- bis 29-Jährigen an, dass sie sich vegetarisch ernähren, 2,3 Prozent leben vegan. 25,7 Prozent der Befragten essen nur gelegentlich Fleisch und wenn, aus guter Haltung. Der Anteil der Mädchen und Frauen unter denjenigen, die sich fleischlos ernähren ist mit rund 70 Prozent deutlich höher, als die der Jungen und Männer.
Neue Alternativen zu Fleisch
Der Verzicht auf Fleisch ist nicht immer einfach. Selbst unter den befragten Vegetariern gab die Hälfte an, dass ihnen Fleisch gut schmeckt. Doch zum Glück wächst die Auswahl an Alternativen. Mehrere Unternehmen entwickeln und produzieren pflanzliche Würste oder Schnitzel aus Tofu, Seitan, Lupinen oder Jackfruit, die normalen Fleischprodukten in Geschmack und Konsistenz möglichst nahe kommen sollen. Im Vergleich zum Vorjahr nahm die Produktion von Fleischersatzprodukten in Deutschland im Jahr 2020 um knapp 39 Prozent zu. Das junge Schweizer Unternehmen planted hat beispielsweise mit dem planted.chicken eine vegane Fleischalternative aus Erbsenprotein, Erbsen fasern, Rapsöl, Wasser und Vitamin B12 geschaffen. Die vier Gründer wollen sich damit für Geschmack, Umwelt, Tierwohl und Gesundheit einsetzen.
Ist vegan auch gesund?
Die internationale Organisation Veganuary möchte weltweit dazu bewegen, insbesondere im Januar, wenn viele Menschen traditionell versuchen, gute Vorsätze fürs neue Jahr umzusetzen, eine rein pflanzliche Ernährung für einen Monat auszuprobieren. Doch ist eine vegane Ernährung dauerhaft gesund? Generell gilt für jede Form der Ernährung, dass diese möglichst ausgewogen sein sollte, damit der Körper ausreichend mit wichtigen Nährstoffen wie Eisen, Jod oder Vitaminen versorgt wird. Wer komplett auf tierische Produkte verzichten möchte und auf vegane Kost umstellt, sollte sich intensiv damit auseinandersetzen, zum Beispiel im Rahmen einer Ernährungsberatung. Insbesondere bei Kindern und Jugendlichen, die neben anderen Bevölkerungsgruppen wie beispielsweise Schwangeren einen erhöhten Nährstoffbedarf aufweisen, ist eine überlegte Nahrungsmittelauswahl sowie eine Zufuhr von Nahrungsergänzungsmitteln wie Vitamin B12, das nur in tierischen Lebensmitteln natürlich vorhanden ist, von großer Bedeutung.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung, die eine vegane Ernährung für Menschen mit erhöhtem Nährstoffbedarf nicht explizit empfiehlt, legte in ihrem 14. Ernährungsbericht im November 2020 die Ergebnisse der VeChi-Youth-Studie vor, bei der das Ernährungsverhalten und die Nährstoffversorgung bei veganer, vegetarischer und Mischkost von 401 Kindern und Jugendlichen im Alter von 6 bis 18 Jahren verglichen wurden. Die Zahl der Teilnehmer und Teilnehmerinnen war zu gering, um statistisch signifikante Aussagen zu treffen. Die Ergebnisse zeigten allerdings nur geringe Unterschiede in der Nährstoffversorgung. Bislang fehlen große und aussagekräftige Studien zum Thema vegane Ernährung bei Minderjährigen. Auch eine nicht-vegane Ernährung kann Risiken bergen, zum Beispiel wenn sich Kinder und Jugendliche von Fast Food, Süßigkeiten, Knabberartikeln und Fertiggerichten ernähren.