In diesem Artikel sprechen wir mit Jörg Alt. Er möchte die Öffentlichkeit mit seinen Aktionen darauf aufmerksam machen, dass in Deutschland viel zu viele Lebensmittel auf dem Müll landen.
Der Jesuit Jörg Alt setzt sich ein für eine bessere Welt. Er engagiert sich als Aktivist, um etwas gegen Armut, Ungleichheit und den Klimawandel zu tun. Dafür wählt er manchmal auch ungewöhnliche Wege wie das Containern von Lebensmitteln. Im Dezember 2021 wollte er in einer Aktion zeigen, wie wichtig er es findet, dass die deutsche Regierung die Rettung von Lebensmitteln aus Supermärkten besser regelt. Das Containern ist in Deutschland verboten.
Containern bedeutet: Jemand holt Lebensmittel, die Supermärkte weggeworfen haben, aus deren Mülltonnen. Die Lebensmittel sind im Müll gelandet, weil der Supermarkt sie nicht mehr verkaufen kann, etwa weil das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist oder weil Obst und Gemüse nicht mehr frisch genug aussehen. Während dort auch wirklich verdorbene Lebensmittel landen, könnte man viele davon noch essen.
Deshalb gibt es immer wieder vor allem junge Menschen, die heimlich nachts von Supermärkten weggeworfene Lebensmittel retten. Im Jahr 2018 wurden zwei Studentinnen in der Nähe von München beim Containern erwischt und wegen schweren Diebstahls von der Polizei angezeigt. Die beiden Studentinnen klagten vor dem Bundesverfassungsgericht, das ist das höchste Gericht in Deutschland gegen diese Entscheidung. Ihre Klage hatte aber keinen Erfolg. Die Begründung: Weggeworfene Lebensmittel gehören immer noch dem Supermarkt. Allerdings sagte das Gericht auch: Die Regierung in Deutschland soll hier klare Regeln, also Gesetze schaffen. In Deutschland ist das Containern weiterhin illegal. In Frankreich und Tschechien gibt es dagegen Gesetze, die die Verschwendung von Lebensmitteln verhindern sollen. In beiden Ländern müssen Supermärkte ihre Abfälle an wohltätige Organisationen oder Bedürftige spenden.
Jörg Alt möchte auch für Deutschland ein solches Gesetz erreichen, damit Lebensmittel in Zukunft ganz legal vor den Supermarktcontainern gerettet werden können und sie nicht jemand illegal aus den Containern holt. Um möglichst viel Aufmerksamkeit zu erreichen, bricht Jörg Alt ganz bewusst und offensichtlich die Regeln . Eine solche Aktion wird als ziviler Ungehorsam bezeichnet, eine Art friedlicher Widerstand gegen bestehende Gesetze.
Am 21. Dezember 2021 suchte der Priester also nachmittags in den Containern eines Supermarktes in Nürnberg weggeworfene Lebensmittel und verteilte diese vor dem Supermarkt. Jörg Alt wollte bei seinem Diebstahl erwischt werden, doch niemand rief die Polizei. Deshalb meldete er sich selbst bei der Polizei. Die Polizisten fanden die Aktion gut, aber Jörg Alt bestand darauf, dass er gestohlen hatte. Kurze Zeit später bekam er Post. Die Staatsanwaltschaft ermittelte wegen eines besonders schweren Falls von Diebstahl. Darauf steht eine Strafe von mindestens drei Monaten Gefängnis.
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