PASCH-Jugendbegegnung findet kreative Antworten auf Frage nach Identität

Im wannseeFORUM in Berlin fand sehr erfolgreich die erste zweiwöchige PASCH-Jugendbegegnung im Jahr 2020 satt. 35 PASCH-Schülerinnen und Schüler aus 21 Nationen und 30 Schülerinnen und Schüler der Nelson-Mandela-Schule nahmen daran teil.
„Ich interessiere mich sehr für Architektur“, sagt Anastasia aus Russland, „und deshalb habe ich in unserer Projektwerkstatt eine Papierskulptur des Empire State Building gebaut. Bis 1972 war es das höchste Gebäude der Welt.“ Lucie, Eloise (beide aus Berlin) und Lindolfo aus Mosambik haben gemeinsam ein Video aus einer schnellen Abfolge von Fotos produziert, die dokumentieren, wie sich die Identität einer Person durch äußere Einflüsse innerhalb kürzester Zeit radikal verändern kann.
Anastasia, Lucie, Eloise und Lindolfo waren Teilnehmende der ersten zweiwöchigen PASCH-Jugendbegegnung, die im Januar 2020 im Wannseeforum in Berlin stattfand. 35 PASCH-Schülerinnen und -Schüler aus 21 Nationen und 30 Schülerinnen und Schüler der Nelson-Mandela-Schule nahmen daran teil, alle zwischen 14 und 20 Jahre alt.
Bereits seit zehn Jahren kooperieren die Nelson-Mandela-Schule, die Stiftung Wannseeforum und das Goethe-Institut Berlin bei der Durchführung eines Jugendkurses am winterlichen Wannsee.
Multinationale Schülerbegegnung
Das Kurskonzept wurde 2019 leicht angepasst und im Goethe-Institut erstmals als multinationale Schülerbegegnung im Rahmen des PASCH-Projekts ausgeschrieben – was bei den Goethe-Instituten im Ausland auf so großes Interesse stieß, sodass noch viel mehr als 35 Plätze hätten besetzt werden können. „Dieses besondere Format wurde in diesem Jahr zum ersten Mal für Stipendiatinnen und Stipendiaten der vom Goethe-Institut betreuten PASCH-Schulen angeboten. Es trägt maßgeblich dazu bei, dass die PASCH-Jugendkurse in Deutschland noch stärker zu einem Ort echter Begegnung werden“, sagt Nivin El Sioufy, Bereichsleiterin Sprache und Bildungspolitik in der Zentrale des Goethe-Instituts.
„Das Motto der Jugendbegegnung ‚Wer bist Du?‛ – ‚Niemand‛“, erläutert Stefan Geller, Referent für Jugendkurse in der Regionalleitung Deutschland, „sollte die Jugendlichen herausfordern, über den Stellenwert und den Ursprung von Identität nachzudenken.“ Ziel sei gewesen, Identität als menschliches Bedürfnis wahrzunehmen, das von allen geteilt wird, Neugierde über die Identität des anderen zu wecken und Akzeptanz zu fördern. „Die tollen Ergebnisse der Workshops zeigen, dass dies wunderbar funktioniert hat.“ Bereits einige Wochen vor Kursstart in Berlin konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Jugendbegegnung kennenlernen. „Sie bekamen über die Online-Plattform PASCH-net Gelegenheit, sich über Videos vorzustellen und sich somit kennenzulernen. Dadurch wurden sie mit dem Motto vertraut gemacht und wir konnten die Videos in den Länderabend integrieren, wo sich jede Nation vorgestellt hat“, erklärt Sebastian Sprink, Kurskoordinator der Jugendbegegnung.
Die erste Kurswoche war für die PASCH-Schülerinnen und -Schüler noch geprägt von Sprachunterricht auf drei verschiedenen Niveaus und davon, Berlin und Umgebung kennenzulernen. Doch schon am dritten Tag stand der Besuch der Nelson-Mandela-Schule auf dem Programm, mit Unterrichtshospitationen und einem gemeinsamen Mittagessen in der Schulkantine. „Es war toll zu sehen, wie rasch die Schülerinnen und Schüler miteinander vertraut wurden und bereits beim Mittagessen gemeinsam Pläne schmiedeten“, sagt Cäcilia Harder, Lehrerin an der Nelson-Mandela-Schule. Am siebten Kurstag zogen die Schülerinnen und Schüler der Schule dann mit ins Wannseeforum ein und die sogenannten Werkstattgruppen wurden gebildet: in gemischten Teams und unter Anleitung professioneller, pädagogisch geschulter Werkstattleiter begann die gemeinsame kreative Auseinandersetzung mit dem Kursmotto „Wer bist Du“ – „Niemand“ – auf Deutsch natürlich und mit Unterstützung der Deutschlehrkräfte. Denn diese stehen im ständigen Austausch mit den Werkstattleitern, um entweder den kreativen Prozesse zu begleiten, Zwischenergebnisse zu besprechen, mit den PASCH-Schülerinnen und -Schülern gezielten Wortschatz zu erarbeiten oder an der Aussprache zu feilen.Theater, Performance, Musik, Video, Skulptur...
Die Ergebnisse der Werkstätten Theater, Performance, Musik, Video, Skulptur und Fotografie wurden am vorletzten Kurstag vor Gästen und Eltern der Schülerinnen und Schüler der Nelson-Mandela-Schule präsentiert. „Allein schon der Präsentationstag am Donnerstag war für mich Anschauung genug, dass Gleichaltrige aus allen Teilen der Welt gemeinsam Wunder vollbringen und Berge versetzen. Die immens hoch gesteckten Ziele wurden gar noch übertroffen. Meine Tochter hatte einen riesigen Spaß und durfte unvergessliche Erlebnisse sammeln“, schrieb der Vater einer Berliner Schülerin.
Der Nachmittag der Präsentationen klang aus mit der Kurshymne, deren Text Awa aus dem Senegal geschrieben hat. Der Refrain „Schwarz oder weiß – ist doch ganz egal. Wir sind ein großes Team, gemeinsam sind wir stark!“ wurde dutzende Male lauthals und begeistert wiederholt, wie schon in den Tagen davor, wie das Kursteam berichtete.
Von allen Beteiligten wurde der Kurs so hervorragend evaluiert, sodass die Jugendbegegnung im Januar 2021 wiederholt werden wird.
Die PASCH-Schülerinnen und -Schüler kamen aus Burundi, Litauen, Malaysia, Mosambik, Myanmar, Pakistan, Senegal, Tadschikistan, Sri Lanka, dem Kosovo, dem Benin, Irland, der Ukraine, Armenien, Belarus, Georgien, Ungarn, Usbekistan, Russland und den Niederlanden.