Mitarbeitende der Berufsbildungsstätte Westmünsterland GmbH (BBS Ahaus)
Andreas Nollmann und Ralph Leusing sind für die Ausbildung an der Berufsbildungsstätte Westmünsterland GmbH (BBS Ahaus) zuständig. Gülfidan Iyibas koordiniert den Deutschunterricht. Sie sehen die Sprachbarriere als eine wesentliche Hürde.
Andreas Nollmann und Ralph Leusing, BBS Ahaus, Koordination Ausbildung
„Wir haben ein duales Ausbildungssystem. Die einzelnen Betriebe können nicht alle praktischen Bereiche der Berufsausbildung abdecken. Deshalb absolvieren die jungen Männer aus Mosambik einen Teil ihrer praktischen Ausbildung inklusive Prüfung an der BBS in Ahaus. In den drei Jahren sind sie insgesamt 32 Wochen bei uns. Wir bringen ihnen alles bei, was ein Maurer lernen muss, um erfolgreich die Prüfung zu bestehen und den Gesellenbrief zu erhalten. Insgesamt gibt es 18 anerkannte Bauberufe mit unterschiedlichen Schwerpunkten und Themenfeldern zum Beispiel das Treppenschalen, Trockenbau, Betonbau, Mauerwerksbau, Vermessen, Verputzen usw.
Die Grundidee dieses Projektes ist sehr gut, aber die Sprache ist eine große Herausforderung. Am Anfang war es schwierig und aufwändig. Wir haben eine Dolmetscherin im Haus, die uns geholfen hat. Außerdem hat ein Schüler, der sehr gut Englisch spricht, viel übersetzt. Es wäre viel einfacher, wenn sie mit besseren Deutschkenntnissen nach Deutschland kommen könnten. Zum Glück kann man in unserem Bereich viel vormachen und zeigen. Es gibt aber auch Themenfelder, die schwieriger sind, zum Beispiel das Vermessen.
Mit Leib und Seele dabei
Mittlerweile können sie ganz gut Deutsch und verstehen das meiste. Und von der Einstellung her sind sie absolut top. Handwerklich sind sie auch sehr gut. Man merkt, dass sie sehr interessiert sind und die Ausbildung wirklich wollen. Wenn sie abends nach Hause kommen, schauen sie in die Bücher und Unterlagen. Das unterscheidet sie zum Teil von den Jugendlichen aus Deutschland. Die wirken auf uns manchmal nicht so motiviert.
Wir haben großen Respekt vor der Entscheidung, nach Deutschland zu kommen. Das ist ein Schritt, den man sich sehr gut überlegen sollte und es ist sicherlich eine große Herausforderung. Man kann nicht einfach am Wochenende nach Hause fahren. Aber wir haben das Gefühl, dass sie mit Leib und Seele dabei sind und den Beruf gründlich erlernen wollen.
Insgesamt sehen wir das Projekt sehr positiv, es soll ja auch dem Fachkräftemangel ein bisschen entgegenwirken. Wir haben ein großes Problem, Fachkräfte zu bekommen und jetzt versucht man, weit über das europäische Ausland hinaus, Fachkräfte nach Deutschland zu holen, die das Problem lösen können. Ob sie es lösen werden, bezweifeln wir. Dafür sind es im Moment viel zu wenige. Es müssten viel mehr kommen.“
Gülfidan Iyibas, BBS Ahaus, Koordination Deutsch- unterricht
„Ich halte dieses Ausbildungsprojekt für einen richtigen und notwendigen Schritt zur Rekrutierung von Auszubildenden und Fachkräften aus dem Ausland. Allerdings gibt es noch Optimierungsbedarf bei den Sprachkenntnissen. Meine Aufgabe ist es, alles rund um den Deutschunterricht im Rahmen der Ausbildung zu organisieren. Die Auszubildenden aus Mosambik haben 18 Stunden Sprachunterricht pro Woche.
Der Sprachkurs soll die Sprachkenntnisse der Teilnehmenden erweitern, sodass sie zunächst das Niveau B1 erreichen und das entsprechende Zertifikat erwerben. Das Zertifikat kann die Bleibeperspektive verbessern. Neben ausbildungsrelevanten Themen vermitteln wir auch Kenntnisse über Gepflogenheiten sowie rechtliche und gesellschaftliche Normen. Später sollen sie auch das Niveau B1 Plus bzw. Anfang B2 erreichen.
Da das vorhandene A2-Niveau die Schwelle zwischen Grundkenntnissen und fortgeschrittener Sprachanwendung darstellt, gibt es gewisse Herausforderungen im Deutschunterricht. Die Auszubildenden arbeiten parallel zum Sprachkurs im Betrieb und absolvieren zusätzlich die überbetriebliche Ausbildung. Das ist anstrengend und mindert den Lerneffekt. Trotzdem läuft der Unterricht gut. Die Lehrkraft ist sehr engagiert und die Teilnehmenden zeigen Kontinuität.
Wir hätten uns gewünscht, dass die Auszubildenden zu Beginn ein Sprachniveau von B1 haben. Es wäre einfacher gewesen, die Sprache intensiv zu lernen, bevor die fachliche Ausbildung beginnt. Die sprachliche Hürde ist am Anfang so groß, dass die Inhalte nicht so gut vermittelt werden können. Auch eine intensive Vorbereitung auf das Leben in Deutschland vor der Einreise ist sehr wichtig.“