Mitarbeitende des Goethe-Instituts
Lucy Knollmeyer (Goethe-Zentrum Maputo), Matthias Witte (Goethe-Institut Südafrika) und Markus Stichel (Zentrale des Goethe-Instituts) begleiten das Projekt aus unterschiedlichen Perspektiven.
Lucy Knollmeyer, PASCH-Koordination am Goethe-Zentrum Maputo, Mosambik
„Wir wollen eine Win-Win-Situation, mit der wir unseren PASCH-Berufsschülern aus dem Bereich Konstruktion eine Perspektive bieten und etwas gegen den Facharbeitermangel tun, an dem deutsche Baufirmen leiden. Für die meisten Familien in Mosambik ist es schwer, ihren Lebensunterhalt zu verdienen, geschweige denn ihrem Kind eine Schulbildung zu bezahlen. Und selbst die, die bei uns eine berufliche Schulbildung durchlaufen, haben keine Garantie auf einen Arbeitsplatz, weil der Arbeitsmarkt so klein ist. Mit diesem Projekt haben wir eine super Dynamik aufgebaut. Ein Motor, der den Schülern signalisiert: Dafür lernt ihr Deutsch. Das ist eure Chance.
Dieses Projekt bietet lebensrelevante Möglichkeiten, ob man nach der Ausbildung noch einen Meister macht, ob man langfristig in Deutschland bleibt, dort studiert oder mit dem neu erworbenen Wissen zurück nach Mosambik geht und eine eigene Firma aufbaut.
Meine Aufgabe ist es, alle Projektbeteiligten zu vernetzen und diese jungen Menschen, die den großen Schritt aus ihrer Heimat nach Deutschland gehen, bestmöglich zu unterstützen. Das ist zwar aufwendig, lohnt sich aber. Die PASCH-Schüler machen zuerst ein Praktikum in Deutschland, lernen die Firmen und die Orte kennen. Danach entscheiden alle gemeinsam, ob sie eine Ausbildung wirklich wollen. Ich glaube daran, dass es für die deutsche Gesellschaft sehr wichtig ist, positive Geschichten zu schaffen, in denen es für alle Beteiligten gut läuft, auch wenn es mal schlechte Tage gibt. Das ist nicht nur für die Auszubildenden und die Firmen von Bedeutung. Ich möchte langfristig ein eigenes PASCH-Alumninetzwerk für Auszubildende und Fachkräfte aus Mosambik in Deutschland aufbauen, weil die Leute ja auch gern dorthin gehen, wo sich bereits ein Netzwerk aus der Heimat gebildet hat.“
Matthias Witte, Experte für Unterricht am Goethe-Institut Johannesburg, Südafrika
„Meine Rolle in dem Projekt ist übergeordnet. Ich bin am Goethe-Institut Südafrika tätig, das gleichzeitig eines von 13 Regionalinstituten und für die Region Subsahara-Afrika zuständig ist. Insgesamt betreue ich zwölf PASCH-Schulen in sieben Ländern und verwalte das Budget, mit dem verschiedene PASCH-Projekte an den Schulen durchgeführt werden können. Da uns dieses Projekt sehr am Herzen liegt, hat es im südlichen Afrika Priorität.
Man merkt einfach, dass es sowohl auf deutscher als auch auf mosambikanischer Seite sehr positiv verläuft. Mein Anliegen ist, dass es eine langfristige Partnerschaft wird, die wächst und bei der beide Seiten ungemein voneinander profitieren. Je mehr Betriebe und Berufsschulen in Deutschland ihre Tore öffnen und jungen interessierten Menschen die Möglichkeit geben, in verschiedene Betriebe reinzuschnuppern und eine Ausbildung zu beginnen, desto eher haben auch andere Berufszweige Interesse daran. Und so bekommen noch mehr Alumni, die andere Kompetenzen mitbringen bzw. in anderen Berufszweigen spezialisiert sind, eine Chance.
Das Projekt hat auch deshalb eine große Wichtigkeit, weil wir damit punktuell ganz andere PASCH-Schülerinnen und -Schüler fördern können. Es gibt nicht viele PASCH-Schulen, die Berufsschulen sind. Aufgrund des Altersunterschieds der Berufsschülerinnen und -schülern zu den Schülerinnen und Schülern allgemeinbildender Schulen können erstere leider oft nicht an PASCH-Projekten teilnehmen. Der PASCH-Gedanke ist in diesem Projekt einfach sehr groß. Wir wollen Partnerschaften kreieren, die langlebig sind. Ich finde, dieses Projekt ist die beste Investition in die Zukunft – für die Zukunft dieser jungen Menschen, aber auch für die Zukunft der Betriebe in Deutschland.“
Markus Stichel, Referent für berufliche Bildung in der Zentrale des Goethe-Instituts München
„Hauptaufgabe des PASCH-Netzwerks ist, Interesse und Begeisterung für Deutschland zu wecken, junge Menschen zum Deutschlernen zu motivieren und ein modernes Deutschlandbild zu vermitteln. Dies ist aus der Distanz nicht immer einfach, da sich viele Schülerinnen und Schüler zwar für Deutschland interessieren, ein Studium vor Ort jedoch aus finanziellen Gründen nur für wenige zu realisieren ist. Ebenso haben wir engagierte berufsbildende Schulen im PASCH-Netzwerk mit Jugendlichen, die per se nicht den akademischen Weg gehen möchten. Für sie hatten wir in der Vergangenheit bislang nur wenige Angebote.
Wege zur dualen Ausbildung helfen hingegen beiden Seiten. Einerseits spüren wir in Deutschland in vielen Branchen einen Mangel an Auszubildenden, in zahlreichen Ländern der PASCH-Initiative stellen sich Schülerinnen und Schüler andererseits die Frage, weshalb sie überhaupt Deutsch lernen sollen. Praktikumsangebote eröffnen spannende Perspektiven im ersten Schritt, um Verbände, Betriebe und Jugendliche zusammenzuführen. Diese können dadurch nach Deutschland kommen, erlernte Sprachkenntnisse anwenden und den Arbeitsalltag im Betrieb kennenlernen. Wenn daraus im zweiten Schritt ein attraktives Ausbildungsangebot entsteht, ist allen geholfen.“