Assistentin an der Universität Zenica
Emina Horić interessierte sich schon als kleines Mädchen für die deutsche Sprache. 2023 schloss sie ihr Studium der Deutschen Sprache und Literatur erfolgreich ab und unterrichtet nun Deutsch an der Philosophischen Fakultät der Universität in Zenica.
Welche Erfahrungen haben Sie mit der PASCH-Initiative gemacht?
Als kleines Mädchen habe ich Deutsch mithilfe des Fernsehens gelernt. Erst mit zehn Jahren habe ich angefangen, Deutsch in der Schule zu lernen. Als zehnjähriges Mädchen wusste ich überhaupt nicht, dass ich Deutsch kann, habe aber trotzdem Bücher auf Deutsch gelesen und verstanden, was gesagt wurde. Einmal habe ich meiner Mutter gesagt, dass ich den ganzen Zeichentrickfilm auf Deutsch verstehen kann. Das erschien ihr unglaublich.
In der sechsten Klasse habe ich das Fach Deutsch als zweite Fremdsprache bekommen und mit großem Interesse Deutsch gelernt. Nach der Grundschule Ćamil Sijarić in Nemila habe ich das Erste Gymnasium in Zenica besucht. Beide Schulen sind PASCH-Schulen in Bosnien und Herzegowina. Ich lerne nun seit 15 Jahren Deutsch und habe inzwischen das Sprachniveau C2 erreicht.
Die Teilnahme an den PASCH-Projekten war eine wertvolle Erfahrung für mich und ich bin sehr froh, ein Teil von PASCH zu sein.
Welche Erfahrung hat Ihnen bei Ihrem beruflichen Weg besonders weitergeholfen?
Ab der sechsten Klasse habe ich intensiv Deutsch gelernt und mithilfe des Goethe-Instituts das Goethe-Zertifikat A2 im Jahr 2012 erfolgreich bestanden. Damals habe ich auch an mehreren Projekten teilgenommen. Zu diesen Projekten gehörte auch die Kommunikation mit einem deutschen Sprachpartner per E-Mail sowie mein Lieblingsprojekt „Mauerstücke“.
Am Ende der sechsten Klasse habe ich mit vielen Jugendlichen aus mehreren PASCH-Schulen in Bosnien und Herzegowina Berlin besucht. Dort, im Jugendkulturzentrum „Pumpe“, hatten wir die Gelegenheit, einmal im Leben Schauspieler zu sein. „Mauerstücke“ war ein Theaterstück von der deutschen Theaterpädagogin Anne Zühlke, die uns geholfen hat, die deutsche Geschichte besser zu verstehen und Berlin kennenzulernen.
Danach haben wir auch noch eine Tour durch Bosnien und Herzegowina, Serbien und Kroatien gemacht und die Städte Belgrad, Tuzla, Zagreb, Mostar, Banja Luka und Bosanska Krupa besucht. Damals haben wir auch gezeigt, dass wir sehr gut Deutsch können und dass wir immer für etwas Neues bereit sind.
Letztes Jahr habe ich einen Artikel (Deutsche Welle) darüber gefunden. Ich habe mich gefragt, wie es sein kann, dass eine Zehnjährige wusste, was sie im Leben sein möchte. „Ich möchte eine Übersetzerin sein“, sagte ich damals im Interview. Das Sein kennt seine Wünsche und mit der Unterstützung durch die PASCH-Projekte sind meine Wünsche aus der Kindheit in greifbare Nähe gerückt.
Was haben Sie nach der Schule gemacht?
Nach dem Gymnasium habe ich mit dem vierjährigen Studium der deutschen Sprache und Literatur an der Philosophischen Fakultät in Zenica begonnen. Als Studentin habe ich auch am Projekt „Studienreise nach Deutschland‟ teilgenommen, wo wir Deutschland und drei Universitäten in Bayern besucht haben. Ich bin sehr froh, sowohl meinen Bachelor (2021) als auch meinen Master (2023) in der deutschen Sprache und Literatur gemacht zu haben.
Was machen Sie jetzt beruflich und wie gefällt es Ihnen?
Zurzeit arbeite ich als Assistentin an der Philosophischen Fakultät der Universität in Zenica im Bereich Linguistik/Deutsche Sprache. Meine Aufgabe ist es, Unterricht in Deutsch zu geben. Als Mitarbeiterin unterstütze ich die Professorin in einigen Unterrichtsfächern. Der Unterricht findet auf Deutsch statt, weil es hier um ein Studium der deutschen Sprache und Literatur geht. Als ein Teil des Unterrichts habe ich mit meiner Kollegin und mit meiner Professorin verschiedene Projekte mit den Studierenden durchgeführt.
Wissen an jemanden weiterzugeben, gefällt mir am meisten, aber wer weiß – vielleicht wird Lehren nicht immer im Mittelpunkt meines Interesses stehen. Übersetzerin und Gerichtsdolmetscherin – diese Berufe fand ich immer interessant.
Welche Rolle spielen Deutschland und die deutsche Sprache in Ihrem Beruf?
Deutschland und die deutsche Sprache spielen eine sehr wichtige Rolle in meinem Beruf, da ich jeden Tag Deutsch mit meinen Studierenden im Unterricht verwende und da wir jeden Tag etwas Neues über Deutschland lesen, sehen und lernen.
Haben sich durch Deutschkenntnisse Ihre persönlichen Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhöht?
Meine Englisch- und besonders meine Deutschkenntnisse haben mir sehr geholfen und meine persönlichen Chancen sowohl im Leben als auch auf dem Arbeitsmarkt erhöht. Seit letztem Jahr bin ich Prüferin für die ECL-Prüfungen für die deutsche Sprache. Dank meiner Deutschkenntnisse konnte ich auch Deutsch an einem Sprachenzentrum unterrichten.
Ich habe mich mit der deutschen Sprache auch wissenschaftlich beschäftigt, besonders mit der Methodik der Fremdsprachen und mit den Lehrbüchern, die man für den Deutschunterricht in Bosnien und Herzegowina benutzt. Mit meinen Kollegen und Kolleginnen habe ich auch ein Buch übersetzt, ein Corona-Glossar erstellt und bei vielen anderen Projekten mitgemacht. Wenn man Sprachen lernt und spricht, hat man mehr Chancen.
Welchen Rat möchten Sie PASCH-Schülerinnen und -Schülern geben, die bald mit der Schule fertig sind?
Eine Entscheidung zu treffen ist schwer, aber mir hat immer mein Herz geholfen. Wenn Ihnen etwas am Herzen liegt, sollten Sie Ihrem Herz folgen. Seinem Herz zu folgen bedeutet, mutig zu sein. Niemand kann so gut für Sie entscheiden wie Sie selbst. Und Sie sollten auch keine Angst haben, wenn ein Fehler passiert. Mein Rat wäre auch, immer wieder neue Sprachen zu lernen. Eines möchte ich noch unterstreichen: Wer nie scheitert, entwickelt sich nicht.