Schüleraustausch digital: ein Projekt zwischen Peru und Deutschland

Lehrerin Ruby Pérez hat Jugendliche in Lima und Göttingen über die PASCH-Lernplattform vernetzt. Mit kleinen Texten auf A2-Niveau in Deutsch und Spanisch tauschten sie sich dort über ihre Hobbys und Vorlieben aus.
Als Ruby Sussy Pérez Escajadillo zu ihrem Austauschjahr in Göttingen aufgebrochen ist, hatte sie die Idee für das Austauschprojekt schon dabei. Die Peruanerin war für ein Jahr mit dem Weiterbildungsprogramm für deutschsprachige Lehrkräfte von Auslandsschulen des Pädagogischen Austauschdienstes an der Georg-Christoph-Lichtenberg-Gesamtschule, um Spanisch zu und das deutsche Bildungssystem besser kennenzulernen. Dort schrieb sie mit ihrer achten Klasse im Spanischunterricht Steckbriefe und Kurztexte, in denen die Schülerinnen und Schüler den Jugendlichen in Peru über ihre Hobbys und Interessen berichteten. Zur gleichen Zeit arbeitete in Lima die deutsche kulturweit-Freiwillige Fenja Klima mit den Teilnehmenden der Deutsch-AG der achten Klasse am Instituto Pedagógico Nacional de Monterrico – „Colegio Anexo“. In einem Arbeitsraum auf der Moodle-basierten PASCH-Lernplattform haben dann alle Schülerinnen und Schüler ihre Texte hochgeladen und gegenseitig im Forum kommentiert.
Wie das funktioniert hat, erzählt Ruby Pérez im Interview mit PASCH-net:
Wie sind Sie auf die Idee zu diesem Schüleraustauschprojekt gekommen?
Ich wollte mit den Jugendlichen an den kommunikativen Kompetenzen wie Sprechen und Schreiben arbeiten. Am Wichtigsten war mir aber, sie mit Menschen am anderen Ende der Welt in Kontakt zu bringen. Durch die Globalisierung wird die Kommunikation immer wichtiger. Ich wollte zeigen, dass es viele Gemeinsamkeiten im Leben der Jugendlichen gibt. Sie hören ähnliche Musik, haben ähnliche Hobbys, aber es gibt auch Unterschiede wie zum Beispiel die Schuluniform.
Was haben Sie dann gemacht, um das Projekt zu starten?
An meiner Schule in Peru hatte ich schon mehrfach PASCH-Projekte mit meinen Schülerinnen und Schülern gemacht. Darum hatte ich auch schon Erfahrung mit der Projektarbeit. Als ich dann zum Austauschjahr nach Göttingen gegangen bin, wollte ich die Gelegenheit nutzen, mit meinem Spanischkurs dort und meiner Schule in Peru ein Austauschprojekt zu beginnen. In Göttingen hatte ich 24 Jugendliche in der Klasse. Gleichzeitig gab es an meiner Schule in Peru eine kulturweit-Freiwillige, Fenja Klima, die eine Deutsch-AG mit 22 Schülerinnen und Schülern betreut hat. Das war sehr passend. Fenja und ich hatten uns schon vorher kennengelernt und darum habe ich gleich gedacht, dass wir auch gut ein Projekt zusammen machen könnten.
Warum haben Sie das Projekt auf der PASCH-Lernplattform durchgeführt?
Das war eine Empfehlung des Experten für Unterricht in Lima, Jan Schubert. Da ich PASCH-net schon kannte, dachte ich erst daran, das Projekt über einen Blog durchzuführen. Aber dort ist die Privatsphäre nicht gewährleistet, weil alles öffentlich sichtbar ist. Das ist vor allem für die Deutschen sehr wichtig – das habe ich in meiner Zeit hier gelernt. Die Lernplattform kannten ich auch schon von früheren Projekten mit meinen Schülerinnen und Schüler in Peru. Darum war es einfach. Auch die deutschen Jugendlichen hatten schon mit einer ähnlichen Lernplattform gearbeitet und beide Schulen sind technisch gut ausgestattet. Das ist wichtig.
Die Jugendlichen waren außerdem total begeistert, weil sie durch die Lernplattform direkt miteinander kommunizieren konnten. Sie konnten dort alle Steckbriefe lesen und alle Produkte der anderen Jugendlichen sehen. Sie haben diese interkulturelle Erfahrung sehr genossen, wie sie später in der Evaluation des Projektes angegeben haben.
Welche Tipps würden Sie anderen Lehrkräften geben, die auch so etwas machen möchten?
Es wäre gut, wenn mehr Unterrichtsstunden eingeplant würden. Wir hatten zehn Stunden und konnten so nur ein Thema behandeln. Bei uns ging es um Hobbys und Interessen. Es könnte aber auch um Themen wie Essen, Sehenswürdigkeiten, einen Tag in der Schule oder vieles mehr gehen. Da hilft auch eine Recherche auf PASCH-net, um schöne Themen und Projekte zu finden, die man auch in einen solchen Austausch integrieren kann.
Es ist auch sehr wichtig, die Lernplattform gut zu kennen, um die Vorteile nutzen zu können. Die Jugendlichen brauchen am Anfang ein bisschen Hilfe, kommen dann aber recht schnell alleine damit klar. Da müssen wir nur einen Impuls geben und dann können sie das besser als wir. Außerdem muss viel Zeit für die Korrekturen der Texte eingeplant werden.
Während des Projektes hatte ich die ganze Zeit engen Kontakt mit der kulturweit-Freiwilligen Fenja in Peru. Wir haben uns die Materialien gegenseitig geschickt und mitgeteilt, was wir machen möchten – Schritt für Schritt. Und wir haben die Materialien gegenseitig übersetzt, zum Beispiel auch die Einverständniserklärungen der Eltern, die wir von allen Teilnehmenden eingeholt haben.
Welche Rolle spielt PASCH in Ihrem Lehreralltag?
PASCH ist sehr wichtig und ich fühle mich auch als PASCH-Lehrerin. Durch die Fortbildungen kann ich meine Tätigkeit besser ausüben. Für die Schülerinnen und Schüler gibt es viele Möglichkeiten wie die Jugendcamps und die Fit-Prüfungen. Außerdem ist die Unterstützung durch die kulturweit-Freiwilligen ganz toll. Durch sie haben die Jugendlichen einen direkten Kontakt zu Deutschen. So lernen sie die Aussprache besser und können Fragen zur deutschen Kultur stellen. Das Beste sind aber die Projekte. Mit ihnen ist der Unterricht mehr als eine Stunde in vier Wänden und das Interesse für die deutsche Sprache und die Kultur hört auch nach der Schule nicht direkt auf.
Sie haben Fragen an Ruby Pérez zur Organisation und Durchführung ihres Schüleraustauschprojektes? Dann schreiben Sie gerne eine E-Mail an info@pasch-net.de.