Seit der Mittelschule war es immer mein Traum, eine Austauschschülerin zu sein. Aber ich kann euch versichern, dass die kleine Mina sich ihr Austauschjahr nie so vorgestellt hat.
Mein Austauschjahr begann mit einem sehr lustigen Seminar von Youth for Understanding (YFU) in Hamburg. Ich hatte dort die Gelegenheit, viele Leute und auch meine besten Freunde aus dem Austauschjahr kennenzulernen. Am Ende des Seminars waren wir alle aufgeregt und machten uns freudig auf den Weg, um unsere Gastfamilien kennenzulernen. Als ich zu meiner Gastfamilie kam, waren die Umstände dort leider nicht so, wie ich sie erwartet hatte. Es war sehr beunruhigend und ich musste am fünften Tag die Gastfamilie wechseln. Nach der zweiten Woche musste ich dann in das Haus meiner Betreuerin umziehen und ich habe einen sehr schönen Monat mit ihr und ihrer Familie verbracht. Wir unterhielten uns jeden Abend, unternahmen gemeinsame Aktivitäten und verbrachten Zeit miteinander. Sie waren meine erste richtige Gastfamilie, aber leider konnte ich nicht länger bei ihnen bleiben.
Einen Monat später, als YFU eine neue Familie für mich gefunden hatte, zog ich in eine kleine Stadt in der Nähe von Hamburg. Ich war also wieder da, wo alles begonnen hatte. Eine neue Gastfamilie, meine dritte. Um ehrlich zu sein, ich hatte keine Lust mehr. Ich war sehr verärgert, dass die zweite Gastfamilie mich nicht übernehmen konnte und konnte mir auch nicht vorstellen, wie meine jetzige Familie sein würde. Alle meine Freunde hatten schon gute Beziehungen zu ihren Gastfamilien und hatten viele Freunde gefunden, nur ich musste schon wieder von vorne anfangen. Der größte Fehler, den ich gemacht habe, war mein Austauschjahr mit anderen zu vergleichen. Jeder hat Schwierigkeiten in unterschiedlichen Situationen.
Nun war ich bei dieser Gastfamilie und wollte bei ihnen bleiben, also fing ich an, mein Leben wieder zu leben und die Leute kennenzulernen, die mich ausgewählt hatten. Ich war ihre erste Gastschülerin und so habe ich den Unterschied zwischen einer Familie mit viel Erfahrung und einer Familie ohne Erfahrung gesehen. Am Anfang fühlte ich mich nicht wie eine Gasttochter, sondern wie eine Mitbewohnerin. Aber Kommunikation ist der Schlüssel und so haben wir das herausgefunden und gelöst. Meine Gastfamilie, meine Betreuerin und ich haben zusammen geredet, geweint und uns umarmt. Wenn du deiner Gastfamilie nicht sagst, wie du dich wirklich fühlst, kann sie es nicht wissen.

Riesenrad und Fernsehturm in Berlin | © Mina Öztürk
Inzwischen sind fast zwei Monate seit diesem aufrichtigen Gespräch vergangen. Jetzt kenne ich meinen Tagesablauf und habe eine wirklich gute Dynamik mit meiner Gastfamilie und meinen Freunden. Es ist vielleicht später als bei den meisten Austauschschülern und -schülerinnen, aber ich habe meine eigenen Erfahrungen gemacht. Ich habe zweimal meine Gastfamilie gewechselt, aber ich war auch in acht verschiedenen Bundesländern, in vielen Städten, habe tolle Leute kennengelernt und viele Dinge gemacht, die ich noch nie in meinem Leben gemacht habe. Seit ich hier mit der Schule angefangen habe, bin ich wieder eine normale Austauschschülerin. Im Moment versuche ich gesund zu leben (schwer zu schaffen bei den vielen leckeren Brötchen), gute Beziehungen mit meiner Gastfamilie und meinen Freunden zu haben, Deutsch zu lernen und mein Bestes zu geben. Die Hälfte meines Austauschjahres ist schon vorbei. Ich hatte meine schlechten Momente, bin aber über sie hinweggekommen. Die vielen tollen und glücklichen Erinnerungen leben auf Fotos und in meinem Herzen weiter. Ich freue mich auf das, was in der zweiten Hälfte meines Austauschjahres auf mich zukommt.