Junge wandert auf einem Weg zwischen Felsen entlang.
Beim Wandern | © Emir Akbulut

Mein Austauschjahr in Berlin

Durch das großzügige Stipendium von PASCH-Türkei und Youth for Understanding durfte ich eines der besten Jahre meiner Jugend erleben. Obwohl ich noch nie in meinem Leben so herausgefordert wurde, bin ich sehr stolz, dass ich den Mut hatte, ein Austauschjahr zu machen. Es war die richtige Entscheidung.

Ich bin im August nach Deutschland geflogen. Dort bin ich in Hamburg gelandet und habe Austauschschülerinnen und -schüler aus der ganzen Welt kennengelernt. Ich kann mich noch daran erinnern, wie gespannt alle darauf waren, ihre Gastfamilien zum ersten Mal zu sehen. Wir haben uns ständig gewünscht, dass die Woche vorbei ist und wir endlich bei unseren Familien sind.

Jetzt schaue ich mir die Bilder von der ersten Woche an: Das hat viel Spaß gemacht! Ich würde gerne wissen, wo sie jetzt alle sind, ob sie gut angekommen sind und sich wohl fühlen. Die Sachen, die ich in der ersten Woche mitgenommen habe, helfen mir immer noch, mit den Herausforderungen gut umgehen zu können, denen ich täglich begegne. Dann war die Woche für uns „endlich“ vorbei. Wir haben uns verabschiedet, alle mit einem nervösen Lächeln auf dem Gesicht.

Meine Gastfamilie

Ich war im Zug von Hamburg nach Berlin. Berlin hat für mich so komisch geklungen. Ich habe zahlreiche Fotos vom Bildschirm gemacht, an dem die Stationen angezeigt werden, bis ich daran geglaubt habe, dass ich wirklich nach Berlin reise. Mein Zug ist in Berlin angekommen und, als ich ausgestiegen bin, war meine Gastfamilie da. Meine Gastmutter mit Tränen auf ihren Wangen, mein Gastvater mit seinem entspannenden Lächeln und mein Gastbruder mit seinen lachenden Augen. Dann sind wir erstmal nach Hause gefahren. Wir haben Pflaumenkuchen gegessen und Kaffee getrunken. Als ich mich ins Bett gelegt habe, sind mir zwei Schokobonbons aufgefallen. Meine Gastmutter meinte: „Wovon du heute Nacht träumst, wird wahr.“ Ich weiß nicht, wovon ich an dem Tag geträumt habe, aber es muss etwas Schönes gewesen sein. An meinem ersten Schultag habe ich von meiner Gastfamilie so eine Schultüte bekommen, die in Deutschland Tradition ist, und mich hat ein Mädchen angesprochen, das jetzt meine beste Freundin ist.

  • Landschaft in Sachsen
    © Emir Akbulut
  • Landschaft in Sachsen
    © Emir Akbulut
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    Wandern

    In den Herbstferien bin ich mit meiner Gastfamilie in die Sächsische Schweiz gefahren, ein sehr bekannter Wandertreffpunkt in Deutschland. Das war mein erstes Mal Wandern. Ich konnte mir vorher nicht vorstellen, dass ich so ein Typ bin, der gerne wandert. Dann habe ich festgestellt, dass mich Wandern beruhigt. Ich will eines Tages unbedingt mit meinen Freunden wandern. Mit der Natur in tiefem Kontakt zu sein, hat mich runtergebracht und ich habe mir viele Fragen über mein Leben gestellt. Wir haben auch Pilze gesammelt und sie in unserer Ferienwohnung geputzt und gebraten.

    Weihnachtszeit

    Weihnachten war einer der Höhepunkte meines Austauschjahres. Die weihnachtliche Stimmung zu erleben, war schon etwas Besonderes, denn man feiert kein Weihnachten in der Türkei. Mir wurden drei typische Adventskalender von meiner Gastfamilie bereitgestellt: einer mit Süßigkeiten, einer mit einer Geschichte und einer mit weihnachtlichen Bildern beziehungsweise Symbolen hinter jedem Türchen. Am sechsten Dezember wurden meine Schuhe von Nikolaus mit Süßigkeiten gefüllt. Wir hatten einen Adventsteller statt eines Adventskranzes und haben jeden Sonntag eine Kerze vom Adventsteller angezündet. Ich habe mit meinen Freunden und meinen Gasteltern verschiedene Weihnachtsmärkte besucht. Typisches Weihnachtsessen (wie zum Beispiel Rotkohl, Grünkohl, Gänse, Ente, Klöße und so weiter) haben wir auch zusammen vorbereitet und mit Bekannten meiner Gastfamilie gegessen. Ein Weihnachtsbaum wurde aufgestellt und dann von mir und der Oma geschmückt. An Heiligabend haben wir uns bei Oma und Opa einen schönen Abend gemacht. Opa hat seinen berühmten Kartoffelsalat gemacht und Oma hatte für uns bunte Teller voller Süßigkeiten. Danach sind wir nach Hause gefahren und es gab unsere Bescherung. Ich hatte für jedes Familienmitglied ein Geschenk und eine Karte. Mir wurden eine Räucherfrau, ein Kalender, ein Kaffee-To-Go-Becher, zwei Bücher und Weihnachtskugeln aus Holz geschenkt. Ich habe mich riesig über die Geschenke und die verstärkte Verbindung zwischen mir und meiner Gastfamilie gefreut. Außerdem habe ich mit meinen Freunden Plätzchen gebacken und eine Eisenbahn aus Lebkuchen gebaut.

  • Weihnachtsmarkt in Berlin
    @ Emir Akbulut
  • Ein bunter Lebkuchenzug
    © Emir Akbulut
  • Ein teller mit Schokoladenkeksen
    © Emir Akbulut
  • In Deutschland hat an Silvester jeder sein eigenes Feuerwerk, das gibt es in der Türkei nicht. Ich wohne in Berlin und konnte merken, wie ernst die Deutschen das nehmen. Ich war an Silvester bei einem Freund. Es war echt schön, mit meinem Freundeskreis ins neue Jahr zu rutschen.